Online-Seminar (April 2023)

Erdbeben­ingenieur­wesen in Deutschland

Grundlagen nach Eurocode 8 und nationalem Anhang


Kurzfassung

Nach langjähriger Vorbereitung wird die nationale Erdbeben­norm DIN 4149 durch die euro­päische Norm DIN EN 1998-1 (Eurocode 8) bau­auf­sicht­lich ab­gelöst. Mit der bau­rechtlichen Ein­führung des Eurocode 8 gehen wesentliche Änderungen in der deutschen Erdbeben­bemessungs­praxis einher. Insbesondere, da die neue Erdbeben­gefährdungs­karte des nationalen Anhangs DIN EN 1998-1/NA:2021 vieler­orts in einem erhöhten Erdbeben­last­niveau resultiert. Dieses Seminar führt in das neue Regel­werk ein und beleuchtet die wesentlichen Änderungen gegenüber der bisher gültigen Erdbeben­norm DIN 4149. Es eignet sich sowohl als kompakte Einführung in das Thema des Erdbeben­ingenieur­wesens als auch zur Auf­frischung und Erweiterung bestehenden Wissens.


Ablauf

Tag 1 (Donnerstag, 27.04.2023, 9:00 Uhr bis 16:15 Uhr)

Begrüßung und Einleitung (15 Minuten)

Block 1: Grundlagen des Erdbebeningenieurwesens
9:15 Uhr bis 12:15 Uhr
(inkl. 15 Minuten Pause)
  • Einmassen- und Mehrmassenschwinger
  • Antwortspektren als Repräsentanten der Erdbebengefährdung
  • Statische Erdbebenersatzlasten (mono- und multimodal)
  • Modale Analyse (Eigenwertberechnung)
  • Berechnungsverfahren - theoretische Grundlagen
    (Antwortspektrumverfahren, Pushover Analyse)
  • Energiedissipation (Konzept des Verhaltensbeiwertes q)
  • Nichtlineare Verfahren
  • Verschiedene Anwendungsbeispiele

Pause (60 Minuten)

Block 2: Erdbebengefährdung in Deutschland
13:15 Uhr bis 16:00 Uhr
(inkl. 15 Minuten Pause)
  • Erdbebengefahr und -risiko in Deutschland
  • Seismologische und ingenieurseismologische Kenngrößen
  • Historische Entwicklung der Erdbebennormung in Deutschland
  • Erdbebenzonenkarte nach DIN 4149:2005
  • Erdbebengefährdungskarte nach DIN EN 1998-1/NA:2021
  • Vergleich neue und alte Einschätzung der Erdbebengefährdung
  • Erdbebenauslegung - wann überhaupt erforderlich?
  • Anwendungsbeispiel: Bestimmung Erdbebengefährdung am Standort

Abschlussdiskussion (15 Minuten)


Tag 2 (Freitag, 28.04.2023, 9:00 Uhr bis 16:15 Uhr)

Block 3: Berechnungsverfahren
9:00 Uhr bis 12:00 Uhr
(inkl. 15 Minuten Pause)
  • Erdbebennachweis durch Vergleich mit Wind
  • Vereinfachtes Nachweisverfahren nach NA:2021 Anhang D
  • Vereinfachtes Antwortspektrumverfahren
  • Multimodales Antwortspektrumverfahren
  • Nichtlineare statische Analyse (Pushover)
  • Nichtlineare dynamische Analyse (Zeitschrittberechnung)
  • Verschiedene Rechenbeispiele

Pause (60 Minuten)

Block 4: Auslegungsgrundlagen
13:00 Uhr bis 15:45 Uhr
(inkl. 15 Minuten Pause)
  • Ansatz von Torsionswirkungen
  • Bemessungsphilosophie des Eurocode 8
  • Unterschiede zwischen Eurocode 8 und DIN 4149
  • Wahl der richtigen Duktilitätsklasse und des richtigen
    Verhaltensbeiwertes q
  • Schutz nicht-dissipativer Bauteile durch Kapazitätsbemessung
  • Verformungsbasierte Nachweise (P-Delta-Kriterium,
    gegenseitige Stockwerksverschiebung, Erdbebenfugen)
  • Verschiedene Beispiele

Abschlussdiskussion (30 Minuten)


Inhaltsbeschreibung

Mit der baurechtlichen Einführung des Eurocode 8 in Deutschland wird die nationale Erdbeben­norm DIN 4149:2005-04 abgelöst. Die europäische Norm DIN EN 1998-1:2010-12 (Eurocode 8) ist dabei mit dem neuen nationalen Anhang DIN EN 1998-1/NA:2021-07 anzuwenden, in welchem national festgelegte Parameter wie insbesondere die Erdbeben­gefährdung Deutschlands definiert sind.

Der nationale Anhang DIN EN 1998-1/NA:2021 basiert auf einer in den vergangenen Jahren im Auftrag des DIBt durchgeführten Neu­einschätzung der Erdbeben­gefährdung. Diese spiegelt sich in einer neuen Erdbeben­gefährdungskarte wider. Neben dem Wegfall der altbekannten Erdbeben­zonen der DIN 4149 hat sich die ingenieur­seismo­logische Kenngröße zur Bestimmung der anzusetzenden Erdbeben­last geändert. Örtlich sind nun deutlich höhere Erdbeben­lasten als zuvor möglich. Somit wird an einigen Orten eine tiefergehende Erdbeben­bemessung erforderlich sein; insbesondere an solchen Orten, wo vormals ein Erdbeben­nachweis nicht gefordert oder mit geringeren Lasten durchzuführen war.

Die bauauf­sichtliche Ein­führung des Eurocode 8 mitsamt des nationalen Anhangs sowie die neue Erdbeben­gefährdungs­karte stellen Heraus­forderungen an mit Erdbeben­fragen kon­frontierte Baui­ngenieure. Im Hinblick auf den auch in Zukunft weiter wachsenden Normen­umfang ist ein solides Verständnis des Erdbeben­ingenieur­wesens auch im Schwach­beben­land Deutschland erforderlich.

Das Seminar vermittelt die Grundlagen des Erdbeben­ingenieur­wesens, wobei der Fokus auf der Situation in Deutschland liegt. Es wird vornehmlich auf die Änderungen durch die Einführung des Eurocode 8 und des nationalen Anhangs in Bezug auf die DIN 4149 eingegangen. Dabei wird die Thematik durchweg mit praxis­relevanten Anwendungs­beispielen veranschaulicht.

Einleitend werden die grundlegenden bau­dynamischen und erdbeben­bezogenen Konzepte vorgestellt und aufgefrischt. Es wird auf den zentralen An­satz sta­tischer Erd­beben­ersatz­lasten, die Re­präsen­tation der Erdbeben­ge­fährdung in Form von An­twort­spektren, die modale Analyse (Eigen­wert­be­rechnung) als Grund­lage einer ge­naueren Erdbeben­be­trachtung sowie dis­sipatives Trag­werks­ver­halten im Falle eines Schaden­bebens ein­ge­gangen.

Nachfolgend wird die konkrete Erdbeben­gefährdung und Normen­situation in Deutschland diskutiert. Nach einer Übersicht der historischen Entwicklung der Erdbeben­bemessung in Deutschland folgt eine detaillierte Beschreibung der neuen Erdbeben­gefährdungskarte des nationalen Anhangs DIN EN 1998-1/NA:2021. Die Unterschiede zur Erdbeben­zonenkarte der DIN 4149:2005 werden ausgearbeitet und es wird die Konsequenz der neuen Erdbeben­gefährdungs-Einschätzung für die Bemessungs­praxis aufgezeigt. Anhand konkreter Beispiele wird der Umgang mit der neuen Erdbeben­karte sowie die Konstruktion von Bemessungs-Antwort­spektren als Grundlage anzusetzender Erdbeben­lasten dargelegt.

Es folgt eine Übersicht aller nach Eurocode 8 und nationalem Anhang in Deutschland zulässigen Erdbeben­nachweismethoden. Diese reichen von vereinfachten Auslegungs­regeln - wie dem Erdbeben­nachweis durch Vergleich mit Wind - über den Standard­nachweis über mono- oder multi­modale Antwort­spektren­verfahren bis hin zu aufwendigen nicht­linearen statischen und dynamischen Simulationen. Alle Verfahren werden dabei hinsichtlich ihrer Komplexität und somit praktischen Relevanz eingeordnet. Es wird aufgezeigt, wie die Erdbeben­frage mit möglichst geringem Aufwand in vielen Fällen zufrieden­stellend beantwortet und unter welchen Umständen sogar ganz auf eine Nachweis­führung verzichtet werden kann.

Auf dem zuvor vermittelten Wissen aufbauend wird näher auf die konkrete Erdbeben­auslegung von Bauwerken nach Eurocode 8 eingegangen. Dabei wird die dem Eurocode 8 zu Grunde liegende Bemessungs­philosophie dargestellt und der Zusammenhang mit Wiederkehr­perioden der Erdbeben­gefährdung erläutert. Die Auslegungs­konzepte niedrig- bis hoch-dissipativen Tragwerks­verhaltens werden besprochen und Hilfe­stellungen für die baupraktisch sinnvolle Wahl der Duktilitäts­klasse sowie des Verhaltens­beiwertes q gegeben. Die Kapazitäts­bemessung zum Nachweis nicht-dissipativer Bauteile sowie die allgemein notwendigen Erdbeben­nachweise bezüglich Trag­fähigkeit und Schadens­begrenzung werden näher aufgezeigt.

Die Seminar­teilnehmenden erhalten einen umfassenden Einblick in die relevanten Themen der Erdbeben­bemessung in Deutschland. Es werden ausführliche Seminarunterlagen ausgehändigt, sodass die Inhalte auch nach dem Seminar zur Verfügung stehen. Die Teilnehmenden erlangen ein fundiertes Hinter­grund­wissen, sodass sie Fragen der Erdbeben­bemessung mit größerer Sicherheit selbständig lösen und sich in der neuen deutschen Erdbeben­norm schnell und gut zurecht­finden können.


Fortbildungspunkte

Das Seminar ist in von verschiedenen Ingenieurkammern als qua­lifizierte Fort­bildungs­ver­anstaltung an­erkannt worden. Die Anerkennungsverfahren für das erweiterte Seminar für das Jahr 2023 laufen aktuell.

Ingenieurkammern:

  • Nordrhein-Westfalen (Antrag lau­fend; vorherige Seminare immer anerkannt)
  • Baden-Württemberg (Reg.-Nr. 013-2023, 7 FP)
  • Bayern (Antrag lau­fend; vorherige Seminare immer anerkannt)
  • Schles­wig-Hol­stein (Register-Nr. FB221758175822, 15 UE)
  • Hessen (Aktenzeichen 58365, 14 UE)
Sollte für Sie die An­erken­nung bei einer weiteren Kammer von Inter­esse sein, so lassen Sie es uns wissen. Wir bringen in Er­fahr­ung, ob Sie Fort­bil­dungs­punkte auf­grund der An­erken­nung bei den oben ge­nan­nten Kam­mern gut­ge­schrieben be­kom­men; oder küm­mern uns um eine ent­spre­chende An­erken­nung.

Organisatorisches

Teilnahmegebühr: 599 Euro zzgl. MwSt.

12 Stunden Vortragszeit

Ausführliche Seminar­unter­lagen ink­lusive (Farbausdruck, wird per Post zugesandt)

Mindestteilnehmerzahl: 5 Personen

Maximalteilnehmerzahl: 25 Personen

Das Online-Seminar findet als Live-Webinar statt. Es ist inter­aktiv ausgelegt, sodass Fragen und Dis­kussionen zwischen Teil­nehmenden und Referentem jederzeit möglich und gern gesehen sind. Die einzelnen Themenblöcke schließen mit einem kleinen Quiz zur Wiederholung der gelernten Inhalte ab. Nach Abschluss des Seminars wird ein Teilnahme­zertifikat zur Verfügung gestellt.


Referent

Dipl.-Ing. Marius Pinkawa
Fachexperte Erdbeben­ingenieur­wesen mit mehr als 10-jähriger Erfahrung


Anmeldung

Anmeldung per E-Mail an: